Vortrag über den 100-jährigen Jahrestag des Aufstands in Patagonien RAE ARGENTINIEN IN DIE WELT

Osvaldo Bayer und die Würde der „Namenlosen“

Dieser Sohn europäischer Einwanderer, der in der Provinz Santa Fe (NO Argentiniens) geboren wurde, brachte die Heldentat von zugewanderten, indigenen und kreolischen Landarbeitern ans Licht, die im argentinischen Patagonien für bessere Arbeitsbedingungen kämpften. 1.500 dieser Arbeiter wurden in der heutigen Provinz Santa Cruz (über 2.200 km von der Bundeshauptstadt entfernt) hingerichtet. Sie hatten sich gegen die halbsklavischen Arbeitsbedingungen auf den riesigen Estancias der - mehrheitlich ausländischen - Großgrundbesitzer aufgelehnt.

Der argentinische Journalist und Historiker Osvaldo Bayer (1927-2018) widmete einen Großteil seines Lebens der Aufarbeitung dieses historischen Ereignisses. „La Patagonia Rebelde“ (Aufstand in Patagonien, 1974), der zu einer Ikone des argentinischen Films wurde, basiert auf Bayers Buch „Los vengadores de la Patagonia trágica“.

Impulsan un homenaje a Osvaldo Bayer | Diario La Portada

Alles begann mit einem Streik der Landarbeiter gegen die Ausbeutung durch die Großgrundbesitzer. Die Bewegung gewann in den späten 1920er Jahren an Dynamik und endete 1921 mit den Hinrichtungen durch Militärs unter Befehl von Leutnant Héctor Benigno Varela, die von dem damaligen Präsidenten Hipólito Yrigoyen dorthin entsandt worden waren.

Es war eines der ersten Staatsverbrechen in Argentinien im 20. Jahrhundert, und obwohl Geschichten und Bücher über die Ereignisse berichteten, umgingen sie die Frage der Verantwortung der demokratischen Regierung Yrigoyens und der Macht der Landbesitzer.

Aufgrund seiner Ermittlungen wurde Bayer vor dem Putsch 1976 von der „Antikommunistischen Allianz Argentiniens - Triple A -“ (einer ultrarechten paramilitärischen Gruppierung der peronistischen Partei) mit dem Tode bedroht und musste mit seiner Familie nach Deutschland ins Exil gehen.

Hundert Jahre nach dem Aufstand in Patagonien lädt RAE-Argentinien in die Welt zu dieser Veranstaltung ein, um dieser Geschichte zu würdigen, die ganz Argentinien und auch europäische Länder mit einbezieht, aus denen viele der erschossenen Arbeiter stammten.

Murió Osvaldo Bayer | Literatura

Am Dienstag, den 1. 12. um 11 Uhr argentinischer Ortszeit (14 UTC) - mit unbeschränktem Zugang über den YouTube-Kanal RAE-Argentina al Mundo - sind folgende Vortragende eingeladen:

. Ana María Careaga: Psychologin und Spezialistin für Menschenrechte in Lateinamerika

. Diana Lenton: Anthropologin, Gründerin des Netzwerkes von Forschern über Völkermord und indigene Politik, Mitherausgeberin - mit Osvaldo Bayer - des Buches „Historia de la crueldad argentina“ [Geschichte der argentinischen Grausamkeit]

. Beinusz Szmukler: Rechtsanwalt, Spezialist für Menschenrechte, ehemaliges Mitglied des Justizrates und beratender Vorsitzender der American Association for Jurists, er vertrat Osvaldo Bayer in dem von der Familie Martínez de Hoz eingeleiteten Verfahren

. Carlos Cobelo: Gründer und Spezialist der Kommission zum Andenken an die Streiks und Präsidien der patagonischen Streiks - Santa Cruz (S. Argentiniens)

. Bruno Nápoli: Historiker, Sammler von „La Chispa“ (von Osvaldo Bayer in Esquel - Provinz Chubut - gegründete Zeitung, 1958-1959)

. Esteban Bayer: Journalist und Schriftsteller mit Wohnsitz in Hamburg

Vortrag „Osvaldo Bayer y la dignidad de los nadie. A cien años de la Patagonia Rebelde“ [Osvaldo Bayer und die Würde der Namenlosen. Hundertjähriger Jahrestag des Aufstands in Patagonien].

Dienstag 1.12.2020 um 11 Uhr argentinischer Ortszeit (14 Uhr UTC), mit freiem Zugang über den YouTube-Kanal RAE-Argentina al Mundo. Koordinator: Adrián Korol, RAE-Direktor.

Produktion: Silvana Avellaneda und Julián Cortez. Wir danken Raúl "El Indio" Fernández